Diese Literaturliste verfolgt keine Vollständigkeit. Sie soll nur einschlägige und zentrale Titel aufnehmen sowie Titel, die uns besonders hilfreich oder produktiv erscheinen. Die Liste ist erst im Entstehen, Empfehlungen nehmen wir gerne auf.
1. Zur Einführung in die Dialektik-Diskussion
Hegel: Wer denkt abstrakt?
Hegel: Einleitung der Phänomenologie des Geistes
Marx: Nachwort zur zweiten Auflage des Kapital und dort vor allem MEW 23, S. 27.
Marx‘ Kapital ist insgesamt sozusagen selbstverständlich für die Diskussion der materialistischen Dialektik, weil es eine durchgeführte materialistisch-dialektische Kritik der Ökonomie ist und man Marx‘ methodische Konzepte zur materialistischen Dialektik nur nachvollziehen und diskutieren kann, wenn man deren konkrete Bedeutung in der durchgeführten Kritik kennt.
2. Überblicksdarstellungen
Heinz Kimmerle (Hrsg.) (1978): Modelle materialistischer Dialektik. Beiträge der Bochumer Dialektik-Arbeitsgemeinschaft, Den Haag: Nijhoff. Online unter: http://www.trend.infopartisan.net/reprints/kimmerle/index.html. Die Gemeinschaftsarbeit gibt einen Überblick über die Modelle der materialistischen Dialektik, die in der Diskussion sind, und versteht sich so Dienstleistung für künftige Diskussionen zur Bestimmung der materialistischen Dialektik. Neben einer Analyse der Voraussetzungen, insbesondere der Hegel-Rezeption, und einem Durchgang durch das Marxsche Werk, stellt sie die Dialektik-Modelle von Engels bis hin zu Althusser vor.
Wolfram Pfreundschuh: Dialektischer Materialismus, Artikel im „Kulturkritischen Lexikon“. Kritik des Dialektikverständnis des dialektischen Materialismus. Der dialektische Materialismus wird als irrtümliche Marx-Rezeption durch Friedrich Engels skizziert, aus der Engels‘ Konzeption des „Dialektischen Materialismus“ entstanden ist, sowie die weitere Problemgeschichte in Leninismus und Stalinismus (vgl. „Diamat“) verfolgt.
3. Marx‘ Hegel-Kritik
Der bekannte Text „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung“ enthält keine Hegel-Kritik. Wir nennen im folgenden die drei einschlägigen Texten der Marxschen Hegel-Kritik. Darüber hinaus diskutiert Marx noch in vielen kleineren Passagen die Philosophie Hegels, darunter in „Die Heilige Familie“ und „Das Elend der Philosophie“. Schließlich gibt es noch zahlreiche allgemeine Positionierungen von Marx zu Hegel. Einen systematischen Überblick über all diese Stellen kennen wir leider nicht.
Karl Marx (1843): Aus der Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Kritik des Hegelschen Staatsrechts (§§ 261-313), in: MEW 1.
Karl Marx (1844): Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844 (= „Pariser Manuskripte“), in: MEW 40. Darin das Kapitel „Kritik der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt“.
Karl Marx (1857ff): Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, in: MEW 42. Darin das Kapitel „A. Einleitung“, das auch oft auch „Methodenkapitel“ genannt wird. Dieses Kapitel ist textgleich auch in MEW 13 enthalten.
4. Marxismus zwischen dem Kapital und der Revolution
Rosa Luxemburg: Luxemburg hat keine Texte geschrieben, in der sie Dialektik ganz spezifisch und explizit als Methode diskutiert, allerdings arbeitet sie in ihren durchgeführten Kritiken, z. B. der Kritik des Revisionismus, des Imperialismus, der Reproduktion des Gesamtkapitals durchweg in dialektischer Methode. Sie drückt gelegentlich auch ihre Wertschätzung für Hegel aus. Lukács‘ Dialektik-Konzeption in Geschichte und Klassenbewusstsein reflektiert direkt Luxemburgs implizite Dialektik-Konzeption.
An dieser Stelle wird oft auf Engels verwiesen, insbesondere seine Bücher Dialektik der Natur, Anti-Dühring und Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Engels hat aber gerade kein kritisches Verständnis von Dialektik, das Dialektik als „negative“ Methode versteht, sondern ontologisiert Dialektik gerade, wie bereits der Titel Dialektik der Natur anzeigt. Das Tragische liegt darin, dass die Rezeption der Marxschen Dialektik ganz überwiegend über diesen Umweg über diese Engelssche Reinterpretation gelaufen ist. Das hat sich erst im kritischen Marxismus nach der Revolution 1917/18 geändert.
5. Klassischer kritischer Marxismus 1917/18-ca. 1960
Georg Lukács (1923): Was ist orthodoxer Marxismus?, in: Geschichte und Klassenbewußtsein, Berlin: Der Malik Verlag, S. 13-38. In diesem Aufsatz bestimmt Lukács die Orthodoxie im Marxismus über die Methode – nicht über den Glauben an einzelne Thesen oder Aussagen von Marx. Die Methode ist die dialektische Methode, die der Aufsatz dann im Weiteren umreißt.
Karl Korsch (2017/1923): Marxismus und Philosophie, Offizin Verlag.
Institut für Sozialforschung (1938): Idee, Aktivität und Programm des Instituts für Sozialforschung, in: Horkheimer, Gesammelte Schriften Band 12, S. 131ff. In demselben Band sind auch auf 250 Seiten Protokolle der zahlreichen Mitglieder des IfS aus den 1930er und 1940er Jahren abgedruckt. Aus diesen Texten lässt sich die Dialektik der Aufklärung als letztliche Umsetzung einer materialistischen Dialektik für die damalige Gegenwart entnehmen.
Horkheimers Antrittsrede als Direktor des IfS von 1931: Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben des Instituts für Sozialforschung, in: Horkheimer, Gesammelte Schriften, Band 3.
Walter Benjamin (1934): Der Autor als Produzent. Keine Methoden-Diskussion der Dialektik, aber eine materialistisch-dialektische Kritik von Autor-Leser-Verhältnissen. Zur Dialektik bei Benjamin wäre noch einiges hinzuzufügen.
Adornos Negative Dialektik (1966) wird in unserem Arbeitskreis kontrovers diskutiert. Obwohl er in den Westlichen Marxismus eingeordnet wird und eben vor allem in der Negativen Dialektik eine eigene Dialektik-Konzeption entwickelt, würde Adorno selbst sagen, dass die Negative Dialektik kein direkter Beitrag materialistischen Dialektik ist, sondern sich negativ-dialektisch mit derselben auseinandersetzt.
5. Dialektik-Diskussion um 1968 herum
Krahl, Hans-Jürgen (1966/67): Zur Wesenslogik der Marxschen Warenanalyse, in: ders. (1971): Konstitution und Klassenkampf, verbesserte Neuausgabe 2008.
Althusser, (Text zur materialistischen Dialektik)
6. Dialektik-Diskussion Post-1968
Die Neue Marx-Lektüre war eine kritische Neulektüre in den 1960er bis 1980er Jahren in Deutschland. Sie ging von der Frankfurter Schule aus und hat insbesondere die ersten vier Kapitel des „Kapital“ sehr genau untersucht. Einige Beiträge der Neuen Marx-Lektüre haben die dialektische Bewegung im „Kapital“ explizit nachvollzogen.
Backhaus, Hans-Georg (1997/1969): Zur Dialektik der Wertform. In: Hans-Georg Backhaus: Dialektik der Wertform. Untersuchungen zur Marxschen Ökonomiekritik. Freiburg i. Br: Ça Ira, S. 41–66.
Reichelt, Helmut (2001/1973): Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs bei Karl Marx. Freiburg: Ça Ira.
Gerhard Stapelfeldt (2009/1979): Das Problem des Anfangs in der Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx. Zum Verhältnis von Arbeitsbegriff und Dialektik, Hamburg: Kovac.